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AutorenbildNiclas Bock

Trial & Error-Prinzip: Irrtum und Scheitern als Erfolgsfaktoren im Triathlon?



Ein Text darüber, warum es sich für Triathlet*innen lohnt, mutig zu sein und das Risiko des Scheiterns in Kauf zu nehmen.


"Probieren geht über Studieren." "Versuch macht klug." "Hinterher sind wir schlauer." "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt." Alles Floskeln, die uns Druck von den Schultern nehmen können, wenn die eigene Erwartungshaltung der Grund dafür ist, Dinge nicht zu tun.


Off-Season. Wir stecken mittendrin. Während die eine Triathlonsaison schon so gut wie vergessen ist, ist die nächste noch nicht mal in Sichtweite. Ein paar Tage lang mag das schön sein, vielleicht sogar einige Wochen. Früher oder später spüren wir allerdings, dass das kein Zustand ist. Neue Pläne werden geschmiedet, neue Ziele gesteckt. Das Kribbeln ist zurück.


Vor allem jetzt schießen viele Fragen durch den Triathlonkopf: Vielleicht mal was anders machen als bisher? Den Fokus nicht mehr auf Liga-Wettkämpfe mit dem Team legen, sondern auf eigene Wettkampf-Termine? Eine längere Distanz in Angriff nehmen? Trainerwechsel? Unbekannte Trainingsmethoden ausprobieren? Ernährung umstellen? Mit Mentaltraining beginnen? Endlich bei irgendeiner Veranstaltung als Helfer*in anmelden?


Entscheidungen treffen in der Off-Season


Im Selbstgespräch lassen sich die Antworten darauf meistens ziemlich schnell und einfach finden. Irgendwo zwischen finaler Entscheidungsfindung und konkreter Handlung gesellt sich dann jedoch ein kleiner Gedanke dazu, der ziemlich schnell größer wird - zuerst als leises "Aber...", später als lautes "Auf keinen Fall!". Logischerweise stellen wir fest, dass unser potentielles Handeln mit Konsequenzen verbunden sein wird, bei denen wir im Vorfeld nicht wissen können, ob sie es wert sind, in Kauf genommen zu werden. Denn: Es kann ja niemand wissen, ob wir mit einer Flausel im Kopf auf dem richtigen oder dem Holzweg sind. Plötzlich sehen wir nicht mehr die Potentiale, die sich beispielsweise aus einem Trainerwechsel ergeben könnten, sondern nur noch, dass wir jemanden mit unserer Entscheidung enttäuschen oder verletzen könnten.


Es geht darum, dass jede Entscheidung, die wir treffen, immer auch ein Risiko mit sich bringt. Übrigens: Per Definition durch den Risikoforscher und Psychologen Gerd Gigerenzer bedeutet Risiko nicht nur, dass etwas eine Gefahr oder Bedrohung darstellt, sondern auch Hoffnung oder Glück. Risiko ist also die Aussicht darauf, dass etwas schief gehen, aber auch gut werden könnte.


Für uns als Sportler*innen, die im Triathlon ihre Leidenschaft gefunden haben und die eigentlich davon getrieben sind, sich persönlich möglichst weit zu entwickeln, um die eignen körperlichen und mentalen Grenzen auszuloten, gehört es dazu, Risiken einzugehen und Entscheidungen zu treffen - sei es für eine ganze Saisonplanung, den Tagesablauf oder einzelne Trainingseinheiten. Trotzdem kennen wir alle die Momente, in denen wir ganz genau wissen, dass wir uns selbst im Weg stehen, weil wir unsicher sind, was richtig oder falsch ist.


"Das größte Risiko unserer Zeit liegt in der Angst davor, Risiken einzugehen." (Helmut Schoeck, Soziologe)

An dieser Stelle müssen wir zwei Arten von Risiko unterscheiden: bekannte und ungewisse Risiken. Bei bekannten Risiken, wissen wir was zu tun ist und wie wir mit ihnen umgehen müssen (bspw. Rennradfahren im öffentlichen Straßenverkehr). Die ungewissen Risiken stellen uns vor Herausforderung und verlangen von uns, Neues zu wagen. Nimmt man seinen Mut und Willen zusammen, um wortwörtlich ein Risiko einzugehen, stellt man am Ende bestenfalls fest: Hat sich gelohnt.


Weil es für dieses "hat sich gelohnt" allerdings keine Garantie gibt, gehört es immer dazu, die Option des Scheiterns in seine Überlegungen und Entscheidungsfindung miteinzubeziehen. Auch hier hilft wieder mal die Küchenpsychologie mit einer guten alten Floskel, denn: "Irren ist menschlich."


Weiterkommen im Triathlon: Potentiale erkennen und nutzen


Außerhalb der persönlichen Komfortzone (außerhalb von bekannten Risiken) liegen ungenutzte Potentiale, die du dort vielleicht bereits erahnst und dir vorstellen könntest, dass sie dich im Triathlon weiterbringen oder, dass sie dich schneller oder stärker machen. Die Gründe, warum Du diese Potentiale bisher ungenutzt lässt, könnten Ungewissheiten oder Ängste sein, zu scheitern, andere zu enttäuschen oder eine Fehlentscheidung zu treffen. Dazu zwei Fragen, die Du dir selbst stellen und beantworten kannst:

  1. Wie würdest Du dich entscheiden, wenn Du keine Angst vor den Konsequenzen hättest?

  2. Was wäre das schlimmste, was passieren kann?


In genau diese Kerbe schlägt das Trial & Error-Prinzip, das ich Dir hier ja eigentlich empfehlen wollte, falls Du gerade in der Off-Season steckst und Dir Gedanken über neue Ziele und Deine nächsten Schritte im Triathlon machst. Nutze die Zeit, um neue Dinge auszuprobieren und ihnen eine Chance zu geben. Teste andere Trainingsmethoden, Ernährungsstrategien, Mentaltraining oder investiere in Material (wenn du es dir leisten kannst und Potential darin siehst). Sei Dir bei jedem dieser Versuche bewusst, dass das Scheitern als Option dazugehört und sich eine Entscheidung sich vielleicht nach einigen Wochen als Irrtum oder ein Kauf auf Fehlinvestition herausstellt. Vielleicht passiert aber auch nichts. Und vielleicht wird es ja auch richtig gut.


2 Comments


sandra_stigler
Nov 14, 2023

Das trifft den Nagel auf den Kopf! Einfach mal machen und schauen was passiert..😉

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Niclas Bock
Niclas Bock
Nov 14, 2023
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Exakt so!

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